Money Management

Durch | 3. Januar 2021

Dass Money Management eines der wichtigsten Punkte im Trading und Investieren ist, ist unbestritten. Als jemand der aktiv am Börsengeschehen teilnimmt (sowohl kurzfristiges Trading als auch länger laufende Investitionen) habe ich mich mit dem Thema schon befasst. Dennoch kann es nicht schaden ab und an mal wieder einen Blick drauf zu werfen. Sicher ist es viel prestigeträchtiger wenn man von seinen letzten +200% Erfolgen schreibt oder einen Chart postet, der zeigt, was für ein toller Typ man doch ist. Aber jeder, der die Börse eben als kein Kasino versteht, sollte sich Gedanken über den Kapitalerhalt machen.

Unlängst habe ich das Buch „Einfach richtig Geld verdienen mit Money Management“ gelesen. Zugegeben, der Titel klingt reisserisch und ich erwarte von diesen eher wenig. Aber das Inhaltsverzeichnis gefiel und daher habe ich es mir mal als Jahresanfangslektüre gegönnt. Es wird beschrieben was man unter Moneymanagement eigentlich versteht und wie das konkret angewendet werden kann. Dabei geben die Autoren Geyer und Jung Beispiele für verschiedene Analyseansätze, monetäre Risikoallokationen, Chance/Risikoprofile, Stoppsetzungen, Backtests und gehen auf die Komponenten einer Handelssystemerstellung ein. Ebenso ist ein wenig Selbstanalyse gefragt („Welcher Anlegertyp bin ich“) und auf rund 250 Seiten bekommt man etliches präsentiert. Aus meiner Sicht sind die Autoren fokussiert und erwähnen genau das, was man von so einem Buch erwartet: Echte und vor allem wertfolle Tipps zum Money Management (und ich bin tatsächlich davon überzeugt dass sich das Beachten einiger der Passagen durchaus positiv monetär äußern wird).

Allerdings gibt es auch was auf der Soll-Seite. Natürlich kann dieses Buch nicht in gleichem Maße in der Tiefe überzeugen wie es spezialisierte Werke vermögen, beispielsweise „Technische Analyse der Finanzmärkte“ von Murphy ggü. den 30 Seiten in dem vorliegenden Buch. Auch stelle ich zur Disposition ob die Passagen in Bezug auf unterschiedliche Depotgrößen gebraucht werden. Dort finden sich, neben den Hinweisen zum sogenannten Risikobudget, unterschiedlich große Depots (Bis 50.000€, ab 100.000€, ab 1 Mio. €) mit konkreten Fonds und Einzelwerten wie beispielsweise SAP, Alibaba, Medtronic und so weiter. Hier hätte ich mir einen generischeren Ansatz gewünscht. Immerhin werden die dahinter liegenden Prinzipien erklärt, so dass man den Sinn auf seine eigene Depotgröße übertragen kann. Und auch wenns nun „meckern auf hohem Niveau“ ist: Am Anfang des Buches wird über die bekannten „Turtle Trader“ geschrieben und dass deren Moneymanagement wohl ein Großteil des Erfolges ausgemacht hat. Anstatt auf ein anderes Buch zu verweisen wäre hier doch ein kleiner Einblick wünschenswert gewesen. Aber gut, bleibt bis hierhin festzuhalten, dass trotz dieser, zugegeben kleinen, Kritikpunkte es sich hier um ein Buch handelt, welches nicht mit Informationen geizt und durchaus einen Mehrwert bietet.

Kleiner Exkurs: Dagegen gibt es dann auch Bücher, bei denen muss man lange blättern und lesen um überhaupt den Sinn und Zweck zu verstehen. In den letzten Tagen habe ich auch „Doppeltes Momentum für doppelte Gewinne“ von Antonacci „durchgelesen“. Im Englischen übrigens „Dual Momentum Investing: An innovative Strategy“. Grundsätzlich finde den Momentumansatz nachvollziehbar und spannend, daher wollte ich mich mal weiter einlesen. Aber entweder liegt mir der Stil des Autors nicht oder ich habs nicht ganz verstanden und muss da nochmal ran. Beim Lesen eines Fachbuchs frage ich stets nach dem Mehrwert – was ist mein ROI (Return on Investment), was bringt mir das Lesen dieses Buches nun? Eine neue Erkenntnis, das Füllen einer Wissenslücke oder einfach „nur“ Unterhaltung, was durchaus eine valide Antwort ist. Aber bis Seite 123 konnte ich nur schwerlich folgen. Dann wurde in sieben Sätzen die Essenz des 260 Seiten Buches zusammengefasst. Selbst Focus Money schafft es, diesen, wie Antonacci schreibt, „Innovativen Investmentansatz für höhere Gewinne bei reduziertem Risiko“ auf einer halben Seite darzustellen! Ach und noch nebenbei, das Vorwort, die Vorrede und Danksagungen umfassen bei Antonacci ganze 21 (!) Seiten.

Aber zurück zum vorliegenden „Money Management“ Buch. Meine „Bibliothek“ an Finanzbüchern umfasst mittlerweile mehr als 50 Bücher, alles quer durch die Bank gemischt, da ich gerne lese und so, in mich selbst investiert, das (Finanzkram-)Wissen über die letzten Jahre angeeignet habe. Erst im Kontext erkennt man sowohl versteckte Themen als auch „Schund“ und zuweilen entdeckt man dann aber auch echte Perlen im Fundus. „Einfach richtig Geld verdienen mit Money Management“ ist eine solche Perle. Dieses Fachbuch ohne Romanteil á la Voigt oder Ausschweifungen á la Antonacci ist mit Leichtigkeit in meinen Top 5 gelandet, möglicherweise sogar ein Anwärter auf die Spitze. Daher mein Rat für jeden, der das Wissen in dem Bereich auffrischen möchte oder jeden, der im Trading Probleme mit (zu hohen) Verlusten hat: Kaufen und lesen!

In eigener Sache sei noch angemerkt dass ich hier weder irgendwelche Affiliate-Links habe (du wirst das Buch schon selbst finden, ISBN 978-3-527-50926-3) und dass das „nur“ meine Meinung ist. Weder habe ich dieses Buch kostenlos bekommen, noch erhalte ich irgendeine Kompensation für diesen Beitrag. Ich hab es gelesen und dachte mir: Das hilft, also teil es doch einmal mit 🙂

In diesem Sinne schaut doch mal rein, es kann mit Sicherheit nicht schaden! Wer noch ergänzende Literatur hierzu haben möchte, dem kann ich auch „Risiko- und Money-Management“ (978-3-89879-860-0) von Arlt ans Herz legen, erschienen in der Simplified-Reihe vom FBV.